MÜNSTER. Als der Klang der „Peace-Bell“ im Rathausinnenhof ertönt, kehrt Ruhe ein zwischen den Schülerinnen und Schülern, die sich dort versammelt haben. Ein Schüler des Pascal-Gymnasiums aus der Arbeitsgemeinschaft „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ begrüßt alle, die zum Holocaust-Gedenktag von Münsters Schulen gekommen sind. „Dieses Jahr markiert einen Wendepunkt in unserer Welt“, beginnt er und spielt sowohl auf den Terror im Nahen Osten an als auch auf die besorgniserregenden politischen Bewegungen in Deutschland.
Wochenlang haben sich die Schülerinnen und Schüler von 15 münsterischen Schulen in verschiedenen Projekten mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt. Im Vordergrund stand in diesem Jahr besonders das Thema Euthanasie. Einige Schulen haben im Rahmen einer Gedenkstättenfahrt beispielsweise das Vernichtungslager Buchenwald besucht. Ein Schüler vom Annette-Gymnasium sagt: „Es ist ein komplett anderes Gefühl, ob man in der Gedenkstätte ist oder ein Foto im Schulbuch sieht.“ Nach Erfahrungen wie diesen betont eine Schülerin des Joseph-Haydn-Gymnasiums in Senden, wie wichtig es sei, „in eine Zukunft zu blicken, in der Hass und Hetze keinen Platz haben“.
Oberbürgermeister Markus Lewe ermahnt, die Vergangenheit nicht zu vergessen, und warnt davor, dass sich Ähnliches in Zukunft wiederholen könnte. Es seien besondere Initiativen der jungen Menschen gefragt, wie es beispielsweise bei der Demonstration mit 20 000 Menschen auf dem Domplatz der Fall gewesen sei. Zum Schluss seiner Worte wendet er sich direkt an die Schülerinnen und Schüler: „Ihr leistet einen erheblichen Beitrag für dieses ‚Nie wieder!‘. Ihr seid letztlich die Zukunft!“
Noch zweimal wird die „Peace-Bell“ geläutet – zum Start und Ende einer Schweigeminute. Das Besondere an dieser Glocke ist, dass sie aus einer eingeschmolzenen Kirchenglocke, die während des Zweiten Weltkriegs zu Waffen eingeschmolzen wurde, besteht. Nach dem Krieg wurden diese Waffen dann wiederum eingeschmolzen und wieder zu einer Glocke gemacht – der Peace-Bell.
Auch Hannah Schulte und Ole Bogatzki vom Städtischen Gymnasium Wolbeck betonen, wie wichtig solche Gedenkveranstaltungen – ganz besonders für junge Menschen – seien. „Man darf nicht vergessen“, sagt Hanna Schulte, „das alles darf nie wieder passieren“. Und auch Ole Bogatzki findet, dass die Jugend besonders wichtig sei, um in der Zukunft etwas gegen jede Art von Hass und Hetze zu tun, denn: „Wir machen die Zukunft aus!“
Bevor die Schülerinnen und Schüler sich auf den Weg zurück in ihre Klassenzimmer machen, gibt es zum Abschluss noch eine Musikeinlage von Ariane Oeynhausen, Lehrerin an der Gesamtschule Mitte, mit ihrem Begabungs-Förderschüler Lukas Sawicki am Klavier. Die beiden spielen unter anderem ein Stück aus dem Film „Schindlers Liste“. Absichtliche Dissonanzen in ihren Interpretationen sollen den Schrecken der Zeit des Nationalsozialismus darstellen.
von Jule Müller