-Hella Harhues-SENDEN. In Großstädten treibt es Menschen zu Tausenden auf die Straßen, auch die Oberstufenschüler des JHG nahmen das Thema auf: Sind Tierversuche zu medizinischen Zwecken tatsächlich ethisch legitimierbar? Zu einem eindeutigen Urteil kam die Jahrgangsstufe Q2 bei ihrer Podiumsdiskussion nicht. Trotzdem zeichnete sich der nun zum neunten Mal am Joseph-Haydn-Gymnasium veranstaltete „Welttag der Philosophie“ gleichermaßen durch zermarternde Dilemma-Diskussionen, als auch durch ein“ Sprengen der Köpfe“ mit neuen Erkenntnissen und Denkanstößen aus.
Besitzen Tiere die Fähigkeiten zu denken? Können sie empfinden? Und sind sie vielleicht sogar die „besseren Menschen“? Antwort-Ansätze lieferte der Leiter des Instituts für Verhaltensbiologie an der Universität Münster, Prof. Dr. Norbert Sacher. Er steuerte durch fesselndes Faktenwissen das Fundament für eine angeregte Auseinandersetzung über die Beziehung von Mensch zu Tier bei.
Eines wurde klar: So prinzipiell scheint der Unterschied zwischen den Menschen und dem Tierreich gar nicht zu sein. Denn auch Meerschweinchen brauchen eine Sozialisation: Ihr Stress wird durch einen Bindungspartner reduziert. Und Schimpansen trösten aufgewühlte Gruppenmitglieder.
Aus solchen Informationen aus dem Reich der Wissenschaft ergaben sich konkrete Alltagsfragen, die im Rahmen der Philosophiekurse in der zehnten bis 12. Klasse gemeinsam mit Mitarbeiterinnen des philosophischen Seminars von Prof. Dr. Michael Quante ausgiebig vertieft wurden: Schmeckt einem die Bratwurst überhaupt noch? Müssen wir Tiere quälen, um die Forschung weiter zu treiben? Die Positionen reichten da von „Warum nicht?“ der Fleischliebhaber bis hin zu Kampfansagen passionierter Vegetarier. Ein großer Konsens herrschte jedoch in der Ansicht, dass Tierversuche eingestellt werden müssen, sobald Alternativen gefunden werden. Ein Vorwurf an die Forschungsindustrie: Kapitalismus sei hier fehl am Platz, so die Diskutanten. Denn die Tierversuche – hauptsächlich an drei Millionen Mäusen, Ratten und Schimpansen – werden mit rund drei Milliarden Euro finanziert. Nur ein Bruchteil – weniger als ein Prozent dieser Summe – fließt hingegen in die Förderung von Alternativen wie Hightech-Computersimulationen oder Versuche mit synthetischem Gewebe.
Massenhafter Fleischkonsum, Genmanipulation bei Tieren für medizinische Zwecke und das gesellschaftlich durch und durch akzeptierte Halten von Haustieren zum Vergnügen – ist das ethisch vertretbar? Unter anderem mit diesen Fragestellungen beschäftigten sich die Philosophiekurse in den vergangenen Wochen kritisch und präsentierten ihren Mitschülern und den Veranstaltern ihre Ergebnisse. Genau diese waren sichtlich stolz auf das Engagement der jungen Philosophen des Gymnasiums. Genau wie Michael Quante zog auch Philosophielehrerin Sonja Gohlke, am JHG verantwortlich für die Organisation des Tags der Philosophie, ein ausschließlich positives Fazit: „Ich bin erleichtert und stolz!“