SENDEN. Holpriger Start für das Homeschooling: Am Montagmorgen, als die verlängerten Weihnachtsferien endeten, schauen die Schüler des Joseph-Haydn-Gymnasiums in die Röhre – beziehungsweise auf eine Fehlermeldung auf dem Bildschirm. Die JHG-Schüler können sich ganz überwiegend nicht bei IServ anmelden. Der Grund für die Panne zum Auftakt des Homeschoolings, die gegen Mittag behoben wurde, soll bei dem Anbieter der Unterrichtsplattform liegen, die alle Schulen in Senden nutzen und die auch überregional weit verbreitet ist.
Das stellt Daniel Mört, Leiter der IT-Abteilung bei der Gemeinde Senden, auf Anfrage klar. Er weist die offenbar schon grassierende Behauptung zurück, die Cloud-Server des Gymnasiums bei der Kommune seien angesichts des geballten Zugriffs von Schülern in die Knie gegangen. „Anders als viele vermuten, liegt es nicht an überlasteten Servern“, stellt Mört im Gespräch mit den WN klar. Und unterstreicht dies mit dem Hinweis darauf, dass bei den erwähnten Rechnern gerade mal sechs Prozent ihrer Kapazität genutzt werde – und das zur Primetime am Vormittag.
Fehler liegt beim Plattform-Anbieter
Mört hält ein anderes Pannenszenario, das er selbst rekapitulieren konnte, für schlüssig: IServ habe in der Nacht zu Montag ein Update aufgespielt. Beim routinemäßigen Checken des Programms sei dem Anbieter selbst ein Fehler aufgefallen. Der sollte um 8.10 Uhr durch IServ repariert werden. Doch das Notfall-Update des Updates habe nicht funktioniert, schildert der IT-Chef der Sendener Verwaltung. Er bekräftigt: „Das Problem liegt nicht an den Strukturen in Senden.“ Im Gegenteil, die Gemeinde sei – wie mehrfach berichtet – bei der Digitalisierung gut aufgestellt. Auch die Schulen hatten, wie WN-Nachfragen ergaben, die Systeme kurz vor Ferienende noch durchgetestet und „tadellosen“ Betrieb registriert.
Offenbar nur das Gymnasium betroffen
Weshalb in Senden das JHG, aber offenbar nicht die Geschwister-Scholl-Schule betroffen ist, so Mört, habe damit zu tun, welche IServ-Module von Schülern und Lehrern genutzt werden. Der EDV-Abteilungsleiter hat bereits mit dem Plattformanbieter Kontakt aufgenommen. Da die Hotline dort überlastetet sei, bleibe ihm aber auch nur der Mailverkehr. „Das ist richtig schade“, bedauert Mört die Panne ausgerechnet zum Auftakt des Distanzlernens. Denn die Schulen und die Gemeinde hatten ihre Hausaufgaben gemacht, damit die Schülerinnen und Schüler möglichst optimal büffeln können, ohne das Schulgebäude aufsuchen zu müssen.
Frank Wittig, Leiter des Joseph-Haydn-Gymnasiums, ist insoweit erleichtert, als es sich bei dem Stottern zum Homeschooling-Start nicht um ein grundsätzliches Problem, sondern eine akute und behebbare Schwierigkeit handeln soll. „Die Schüler lassen sich davon nicht entmutigen“, äußert sich der JHG-Direktor, der auch sofort begann, Schüler über die Ursache für die technischen Komplikationen zu informieren.
Ein flaues Gefühl beschleicht manche von ihnen aber schon. Eine Q 2-Schülerin räumt beispielsweise ein, dass sie durchaus Sorgen beschleichen, wie es in der letzten Schulphase bis zu den entscheidenden Prüfungen weitergeht. Allerdings haben auch manche Pädagogen geschicktes Krisenmanagement bewiesen: Indem beispielsweise in einem Sowi-Kurs die anberaumte Videokonferenz einfach ratzfatz auf eine andere Plattform verlagert wurde.
Dass nicht nur Aufgaben online mitgeteilt und überprüft werden, sondern möglichst viele Videokonferenzen angeboten werden, darauf pochen Eltern auch der jüngeren Jahrgänge. Denn mit diesem Werkzeug gleiche sich Distanzunterricht und klassischer Schulbesuch noch am meisten an, machen Eltern geltend. Sie mahnen an, so lauten Hinweise an die WN-Redaktion, dass der ehemalige Stundenplan in Form von im Internet übertragenem Unterricht weitestgehend fortgeführt werden sollte.
Bei der Fehlersuche für den Holperstart streiten sich übrigens die Geister. Laut Bezirksregierung ist „die Kapazität der Leitungen überlastet“, so eine Sprecherin. Es käme regelmäßig gerade montags zu Problemen.