SENDEN. Der „Klassiker“ hat in Senden Bestand: Die Stevergemeinde hält am dreigliedrigen Schulsystem fest. Das, so der politische Konsens, bewährte Modell hat aber ein paar Neuerungen erhalten, die sich als mehr denn bloßes Facelift erweisen. Joseph-Haydn-Gymnasium, Geschwister-Scholl-Realschule und Edith-Stein-Hauptschule bilden seit Jahren den Sendener Schulpark – quasi ein Markenname, der aber auch im wörtlichen Sinne seine Berechtigung hat. Denn der räumlichen Nähe entsprechen inhaltlicher Austausch und Kooperation. „Die Verbindungsstränge funktionieren gut“, resümiert Ulrike Machers, Leiterin der Geschwister-Scholl-Schule, für die drei beteiligten Schulen.
Eltern, deren Kinder als Viertklässler vor dem Beginn eines neuen Kapitels ihrer Bildungslaufbahn stehen, wird mit der Durchlässigkeit auf dem Sendener „Campus“ die jetzt anstehende Entscheidung leichter gemacht. Und das Angebot vor der Haustür behauptet sich tatsächlich auf dem „Markt“: Die Bindungsquote der weiterführenden Schulen in Senden liegt bei Fünftklässlern bisher immer über 80 Prozent – ein mehr als respektabler Wert, der gleichwohl im Schulausschuss oftmals zu Nachfragen und Ursachenforschung führt. Mit dem Ziel, das System zu verbessern und seine Vorteile besonders gegenüber abwanderungswilligen Familien in Ottmarsbocholt und Bösensell herauszustellen.
Umgekehrt zieht Senden aber auch Schüler von außerhalb der Gemeindegrenzen an, aus Davensberg und vor allem tendenziell zunehmend aus Albachten. Zu nennen ist aber auch Ascheberg, deren Profilschule mit dem Joseph-Haydn-Gymnasium eine Partnerschaft unterhält, um Ascheberger Absolventen am JHG nahtlos aufzunehmen. Was fachlich und von der Gruppendynamik her reibungslos geklappt hat, wie Stimmen aus Schulleitung des Gymnasiums und Schülerschaft im nunmehr dritten Jahr bestätigen.
Der Schulpark Senden liegt im Park – und nah am Ortskern sowie an Sportstätten samt Schwimmbad. Die Lage des „Campus“ stellen alle Schulleiter als besonders gut heraus. Dies gelte auch für die Ausstattung, wie es einhellig heißt – von den Gebäuden bis zur technischen Infrastruktur. Alle drei Schulen verfügen in der Glasfaser-Kommune beispielsweise über Gigabit-Anschlüsse und nutzen mit IServ eine gemeinsame Plattform. Erfahrungen, die im ersten Lockdown gesammelt wurden, sind in den Distanzunterricht eingeflossen. Zum Schulpark gehören normalerweise auch schulübergreifende Aktionen: von Sport über Anti-Mobbing bis zum Austausch mit Polen. (-di-)
Alle drei Schulleitungen der weiterführenden Schulen in Senden betonen zwei Grundkonstanten: erstens die Zusammenarbeit als Schulpark und zweitens die Übersichtlichkeit seiner jeweiligen Bestandteile.
»Wer richtig Lust hat, wird maximal gefördert.«
Frank Wittig, Schulleiter des Joseph-Haydn-Gymnasiums
„Wir sind ein kleiner Standort“, sagt Frank Wittig, Direktor des JHG, der „seine“ Schule mit ihren 630 Schülern von großen Gymnasien oder Gesamtschulen in Münster mit mehr als doppelt so vielen Schülern abgrenzt. Trotz der Überschaubarkeit, die dem Miteinander und den Lernfortschritten diene, biete das Gymnasium „unglaublich viele Möglichkeiten“. Je nach Neigung und Interessen: „Wir holen die Kinder ab, wo sie sind, und begleiten sie in die Bereiche, in die sie wollen.“ Die Vielfalt reiche von der Fächerwahl bis zu außerschulischen Angeboten, die es Schülerinnen (die auch in naturwissenschaftlichen Fächern überdurchschnittlich stark vertreten sind) und Schüler erlaubten, früh über den Tellerrand des Mikrokosmos Schule zu schauen. Ob als Projekt in einem Hightech-Unternehmen oder in einem Uni-Institut – als Mitglied des nationalen Excellenz Schulnetzwerkes (MINT-EC) schärft das JHG auf diesem Gebiet sein Profil. Doch auch auf dem sprachlich-musischen und sozialwissenschaftlichen Feld sei das Gymnasium gut aufgestellt, macht Wittig mit Blick auf Bläserklassen, Sprachzertifikate oder Kooperationen wie beispielsweise mit der Huntington School in York geltend. Die Orientierungsstufe sorge für einen möglichst sanften Übergang von der Grundschule, „nicht mal eine Hand voll Schüler habe in dieser Phase das JHG wieder verlassen“, resümiert Wittig die vergangenen drei Jahre. Auch die Rückkehr zu G 9 nehme Druck heraus.
»In guter Atmosphäre zum Erfolg.«
Slogan der Geschwister-Scholl-Realschule
Das Schulklima sieht auch Ulrike Machers, Leiterin der Geschwister-Scholl-Schule (GSS), als wesentlichen Faktor an. Daher laute der Slogan der Sendener Realschule: „In guter Atmosphäre zum Erfolg“. Kinder, „die etwas Zeit brauchen, um sich zu entwickeln“, seien in der Realschule, die 435 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, gut aufgehoben. Und jeder einzelne Schüler werde in den Blick genommen. Sowohl der Weg zum Berufskolleg, zum Abitur und direkt in die Ausbildung stehe den GSS-Absolventen offen. Dass sie nicht nur viele Optionen hätten, sondern die Herausforderungen bewältigen, unterstreicht die Schulleiterin: „Die Kinder kommen super klar und bringen tolle Leistungen.“ Zum Schulleben zählt Ulrike Machers, die dafür sorgte, dass in jedem Klassenraum ein fest installierter PC steht, auch Angebote jenseits des Unterrichts – darunter die Sporthelfer (die unter anderem zu Bewegung in den Pausen animieren), das Projekt „Zivilcourage auf Tour“ (das innerhalb und außerhalb der GSS ermutigt, für Werte einzustehen) und das Schüler-Café (das seit über zehn Jahren von Eltern und Schülern, ohne Catering-Unternehmen, ehrenamtlich getragen wird). Mit Genugtuung habe die Realschule bei der Qualitätsanalyse des Landes zur Kenntnis genommen, dass ihr ein „positives soziales Schulklima und gegenseitige Wertschätzung als Grundlage gelingender Lernprozesse“ bescheinigt wurde.
»Selbstbewusstsein durch Lernerfolge steigern.«
Rainer Leifken, Rektor Edith-Stein-Hauptschule
Das Selbstbewusstsein durch Lernerfolge stärken, lautet ein zentrales pädagogisches Credo von Rainer Leifken, Leiter der Edith-Stein-Schule. Sie will den Schülern Raum geben, sich ohne zu großen Leistungsdruck und Schulängste zu entwickeln. Die Freude am Lernen kehre dann häufig zurück, bekommt Leifken widergespiegelt. Die Leistungen der Absolventen, die an der Hauptschule auch einen Realschulabschluss erlangen können, werden besonders in der Berufswelt anerkannt, auf die an der Edith-Stein-Schule mit hohem Praxisbezug vorbereitet wird. Früh wurden Kooperationen mit Firmen geschlossen – von Oevermann über Lidl bis BMW Procar. Viele Firmen, so Leifken, fragen bei der Akquise von Azubis direkt bei der Edith-Stein-Schule nach. Ihr Ansehen hat schon für viele auch überregionale Schlagzeilen gesorgt. Doch es bleibe das Problem, „dass die Schulform Hauptschule verbrannt ist, obwohl sie sehr gut funktioniert“.
www.schulpark-senden.de
Die Anmeldewoche für die weiterführenden Schulen in Senden läuft von Dienstag (9. Februar) bis Donnerstag (11. Februar).