SENDEN. Sechs Wochen Ferien sind am Mittwoch zu Ende. Leider oder zum Glück – bei dieser Einschätzung dürfte die Freude über die Rückkehr zur Schule wohl sogar überwiegen. Denn immerhin kommen auf diese Art und Weise soziale Kontakte und Tagesstruktur zurück, die in Corona-Zeiten arg gelitten hatten. Und obwohl die Pandemie noch nicht vorüber ist, soll am gemeinsamen Lernen im Klassenraum nicht gerüttelt werden, lautet eine Vorgabe des Landes. „Ich gehe davon aus, dass der Präsenzunterricht bleibt. Und das ist gut so“, betont Ulrike Machers, Leiterin der Geschwister-Scholl-Schule, die damit wohl ebenfalls die Auffassung ihrer Kolleginnen und Kollegen in den anderen Schulen wiedergibt.
Doch auch wenn Homeschooling oder geteilte Klassen zurzeit kein Thema sind – von einem normalen Start ins Winterhalbjahr sind die Schulen weit entfernt. „Corona ist ein Begleiter und bestimmt vieles noch“, sagt Machers. Denn: Die Maskenpflicht im Unterricht der weiterführenden Schulen und im Gebäude besteht weiter, Hygienevorschriften und abgesteckte Laufwege in den Schulen werden reaktiviert.
Noch keine Infos über Impfschutz unter Schülern
Ebenso wie die Kolleginnen und Kollegen in den anderen Schulleitungen kann Machers nicht abschätzen, wie viele Schüler inzwischen schon über einen Impfschutz verfügen. Diejenigen, die das nachweisen können, sind von den Selbsttests, die weiterhin zwei Mal pro Woche in den Schulen anstehen, befreit. Eine Regelung, mit der sich Machers nicht so recht anfreunden kann, wie sie gegenüber den WN schildert. Die Rektorin würde lieber flächendeckend testen lassen, weil auch Geimpfte das Virus übertragen können.
Dass die Schülerinnen und Schüler erstmal in der Schule wieder ankommen, die Gruppendynamik und der Austausch gefördert werden müssen, darin sind sich die von den WN befragten Schulleitungen einig. Sozialkompetenz und Zusammenhalt stärken – dazu sollen an der Realschule beispielsweise Projekttage dienen. Für alle Jahrgangsstufen werden zugleich Förderprogramme angeboten, um entstandene Defizite auszugleichen.
»Nicht gleich Power, Power, Power.«
Frank Wittig, JHG-Direktor, plädiert für einen sanften Start
Dieser Zweiklang herrscht auch im Joseph-Haydn-Gymnasium, dessen Leiter Frank Wittg auf die entsprechende Vorgabe des Landesschulministeriums hinweist, die erst am Freitag erschienen ist. Demnach lautet das Motto „Ankommen und Aufholen für Schülerinnen und Schüler“. Für Wittig liegt der Fokus beim Ankommen – um zu schauen: „Wie geht es den Kindern?“ Um das Miteinander zu stärken, unternehme jede Klasse aller Stufen einen Ausflug in den Kletterwald Haltern – ein Vorhaben, das maßgeblich aus einem Topf des Landes finanziert werde. Die 6. Klassen kommen überdies in den Genuss einer Tour durch den münsterischen Allwetterzoo, bei dem sie auf gespendete Tickets zurückgreifen können. „Nicht gleich Power, Power, Power“, gibt der JHG-Direktor als Maxime für die Phase bis zu den Herbstferien aus.
Gleichwohl werde daran gearbeitet, den Lernstand zu ermitteln und sich in den Fachkonferenzen darüber auszutauschen. Fördermöglichkeiten wie das Projekt „Extra-Zeit zum Lernen“ des Landes NRW wurden von Geschwister-Scholl-Schule und Joseph-Haydn-Gymnasium genutzt. Ebenso wie Ulrike Machers regt auch Frank Wittig an, in die Lehrpläne zu schauen und nach Spielräumen zu suchen, die die Schülerinnen und Schüler entlasten. Ziel sei es, „Luft zu haben auch für Wiederholungen“.
Dass der Grat schmal ist zwischen den womöglichen Folgen der Corona-Phase bei den Schülerinnen und Schülern und der Vorgabe, auch Leistung abzuverlangen, sieht Rainer Leifken, Rektor der Edith-Stein-Schule. Ohne den Blick aufs Pensum gehe es aber nicht: „Wir müssen die Schüler zu Abschlüssen führen.“ Er kann nicht ausschließen, dass die Pandemie auch dazu geführt hat, dass manche Schüler ihren Tagesrhythmus und die positive Einstellung zur Schule verloren haben. Themen, bei denen an der Hauptschule bereits gegengesteuert worden sei. Leifken hofft, „dass wir nach den Ferien nicht wieder bei Null anfangen müssen“.
von Dietrich Harhues