SENDEN. Vor dem Hintergrund, dass Corona gerade über den Schulen wie ein Damoklesschwert schwebt, hatte ein Ratsmitglied in der letzten Ratssitzung vor den Ferien die Verwaltung um nähere Informationen über Sinn und Nutzen von Lüftungsanlagen in Klassenräumen gebeten. In den vergangenen Wochen hat Holger Bothur, Fachbereichsleiter Zentrale Dienste, Bildung, Freizeit gemeinsam mit dem Fachbereich Planen, Bauen und Umwelt daraufhin viel recherchiert, um „belastbare Daten zu bekommen“, wie er jetzt in der jüngsten Ratssitzung sagte, wo er seine zusammengetragenen Ergebnisse vortrug.
Das Resümee: „Letztlich hat sich trotz intensiver Betrachtung und genauer Berechnung keine andere Ausgangslage ergeben als wir sie im vergangenen Jahr schon gehabt haben“. Das bedeute: „Es gibt aktuell keinen Handlungsbedarf.“
Natürliche Belüftung am wirksamsten
Neu sei für die Gemeinde eigentlich nur gewesen, so berichtete Bothur, dass sich jetzt auch die Unfallkasse NRW aus Sicht des Arbeitsschutzes der schon länger bekannten Einschätzung des Bundesumweltamtes angeschlossen hat, wonach es keinen wirksameren Schutz gibt als die natürliche Belüftung der Klassenräume. Wenn also alle 20 Minuten die Fenster weit geöffnet werden. Als problematisch werden nur solche Räume angesehen, wo die Fenster lediglich kippbar sind oder die überhaupt nicht zu belüften sind. Aber laut einer Überprüfung im vergangenen Jahr gibt es solche Räume an den Sendener Schulen nicht, alle konnten der ersten Kategorie zugeordnet werden.
Teure Maßnahmen kosten Zeit
Ein genauso guter Luftaustausch wie das Fenster-Aufmachen lässt sich mit einer stationären, zentralen Lüftungsanlage erzielen. Über 15 Jahre gerechnet würden auf die Gemeinde nach Abzug der Landesförderung Kosten von rund 1,1 Millionen Euro zukommen. Diese Technik bringt den Vorteil mit sich, dass sie mit Hilfe eines Wärmetauschers die warme Raumluft (die beim üblichen Fenster-Öffnen nach draußen verloren geht) zu einem Anteil von 80 Prozent der frischen Luft wieder zugeführt wird. Somit muss lediglich 20 Prozent der kalten Frischluft wieder aufgeheizt werden. „Doch jetzt kommt die Sache mit dem Pferdefuß“, und damit sorgte Bothur vor den Kommunalpolitikern für Ernüchterung: Die komplette bauliche Umsetzung würde einen Zeitraum von mindestens drei Jahren in Anspruch nehmen.
Dann kämen vielleicht eher die stationären Lüftungsanlagen in der dezentralen Variante in Frage, schließlich würden die sich innerhalb von gut sechs Wochen installieren lassen. Aber Pustekuchen! Auch hier musste der Experte aus der Rathaus-Crew einen Pferdefuß offenbaren: Diese Anlagen sind zu laut und würden die Lern- und Konzentrationsfähigkeit negativ beeinflussen.
Dann hält der Markt noch mobile Geräte bereit, doch die können den stationären Anlagen das Wasser nicht reichen: Während letztere dazu in der Lage sind, das Lüften durch die Fenster komplett zu ersetzen, können die Mobilen dies allenfalls unterstützen. „Denn sie wälzen die im Raum befindliche Luft nur um und filtern sie, bringen aber keine frische Außenluft rein“, erklärte Bothur.
Von Ulrich Reismann