SENDEN. So manch einer möchte in der heutigen Zeit lieber "abtauchen" und zwar in andere, heilere Welten. Das mag einer der Gründe sein, warum die VR-Technik derzeit einen Boom erlebt. Aber den Einsatz virtueller Realität auch pädagogisch zu nutzen hat sich das Joseph-Haydn-Gymnasium nun vorgenommen. Die Lehrkräfte Bianca Gouterney und Klaus Brenken haben sich in den letzten zwei Jahren im Rahmen eines Pilotprojektes des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung Münster (ZfsL) intensiv im Bereich XR fortgebildet. Das "X" steht stellvertretend für die Bereiche Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR). Ausgestattet mit einem Budget vom Ministerium für Schule und Bildung NRW wurden am ZfsL Münster und Aachen Projekte in diesem Bereich entwickelt und erprobt. Zum Abschluss der Pilotphase wurden die Ergebnisse dieser Arbeit den Leitungen aller Zentren für Lehrerausbildung aus NRW in Form von Workshops präsentiert. NRW Bildungsministerin Yvonne Gebauer verschaffte sich persönlich einen Eindruck und wurde von Gouterney über ein Merge-Cube-Projekt aus ihrem evangelischen Religionsunterricht informiert, bei dem Schülerinnen und Schüler am Beispiel der Reise einer Jeans einen Würfel zum Thema "Nachhaltigkeit" programmiert hatten. Betrachtet man den Würfel mit Hilfe der App CoSpaces verwandelt sich dieser in virtuelle Welten und erweckt beispielsweise Figuren zum Leben oder lässt Videos bzw. Audios abspielen. Die Ministerin zeigte sich beeindruckt vom Projekt und erkundigte sich nach Chancen und Grenzen des Unterfangens.
Um die durch das Pilotprojekt am ZfsL Münster gewonnen Erkenntnisse auch am Sendener Gymnasium voranzutreiben, hat die Schule mit Hilfe von Geldern aus einem Wettbewerbgewinn ein eigenes XR-Lab ausgestattet. Neben Merge Cubes und entsprechenden Software-Lizenzen verfügt es über mehrere VR-Brillen und eine 360-Grad-Kamera. "Uns ist es wichtig, neben spielerischen Elementen, die natürlich auch eine Rolle spielen, den Lernenden den pädagogischen Nutzen und die unterschiedlichen Möglichkeiten der verschiedenen Geräte näherzubringen.", sagt Brenken mit Blick auf die Zielrichtung ihrer Arbeit. Jahrgangsstufenübergreifend arbeiten seit diesem Schuljahr Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 bis 9 gemeinsam im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft an dem Thema. "Aktuell programmieren wir Merge Cubes," sagt Gouterney, "wir werden im Laufe des Schuljahres aber auch noch weitere Projekte rund um XR in Angriff nehmen." Auch andere Lehrkräfte am JHG haben Interesse bekundet, so dass bereits erste Mikrofortbildungen stattgefunden haben.