SENDEN Nicht immer sind die Jugendlichen der Jahrgangsstufe 11 (Q1) des Joseph-Haydn-Gymnasiums so aufmerksam und konzentriert wie in dieser außergewöhnlichen „Unterrichtsstunde“: Der stellvertretende Direktor des Staatlichen Museums Majdanek, Wies?aw Wysok, hielt einen eindrücklichen Vortrag über die „Aktion Reinhardt“ als Teil der Verfolgungs- und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten vor 80 Jahren und die Todeslager Treblinka, Sobibór und Be??ec – im Gegensatz zu Auschwitz heute weniger bekannte polnische Gedenkorte, teilt das JHG mit.
Anhand historischer Fotos und Zeichnungen schilderte der aus Lublin stammende Geschichtsdidaktiker, dass 1942 die heutige Partnerstadt Münsters, die einst einen großen jüdischen Bevölkerungsteil hatte, zum organisatorischen Hauptquartier für die „Aktion Reinhardt“ wurde. In knapp zwei Jahren wurden fast zwei Millionen vor allem polnische Juden von den Nationalsozialisten ermordet. Durch biografische Zugänge wie persönliche Fotos bekamen die Täter und Opfer in dem Vortrag ein Gesicht, wie zum Beispiel das von Karoline Cohn, eine Mitschülerin Anne Franks, die vermutlich in Sobibór in der Gaskammer ermordet wurde.
Im Anschluss an den Vortrag nutzten die 70 Jugendlichen die Gelegenheit, Wies?aw Wysok Fragen nach den Abläufen in den Lagern, den Konsequenzen für die Täter sowie nach den heutigen Gedenkorten zu stellen. Wysok machte vor dem Hintergrund der Kriegsverbrechen im Ukrainekrieg deutlich, dass nichts den Besuch eines ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager ersetze: „Ohne Wissen – kein Erinnern“.
Möglich wurde der Vortrag durch den Verein „Gemeinsam Erinnern für eine Europäische Zukunft.“ Für den wies Peter Junge-Wentrup die Schülerinnen und Schüler auf die Bedeutung und Möglichkeit von Gedenkstättenbesuchen hin.