SENDEN. Beim Thema Wind macht das Schloss Senden schon länger selbigen. Und der weht offenbar bis nach Düsseldorf. Denn aus der Landeshauptstadt reiste am Freitag Schulministerin Dorothee Feller an. Das Thema Wind bildete aber nur eine Facette, um die sich der Besuch drehte. Anlass war der BNE-Tag im Kreis Coesfeld. Wobei die drei Buchstaben für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ stehen. Und sowohl Bildung als auch Nachhaltigkeit sind zentrale Begriffe für das Team in dem Denkmal, das gerade für nachfolgende Generationen erhalten und zu einem ganzheitlichen außerschulischen Lernort ausgebaut wird.
Wie weit Schloss Senden dieses Profil schon geschärft hat, davon konnte sich Feller überzeugen. Die Aktivitäten, die von Gewässerökologie bis zur Bodenanalyse reichen, präsentierten Schülergruppen von Geschwister-Scholl-Schule und Joseph-Haydn-Gymnasium. Die MINT-Koordinatorin am JHG, Eva Pöpping, hob gegenüber unserer Redaktion die Vorzüge des außerschulischen Lernortes hervor, um „in Ruhe an größeren Projekten zu arbeiten“, die die klassischen Fächergrenzen überwinden. „Das ist eine Bereicherung“, betonte Pöpping. Frank Wittig, Leiter des Sendener Gymnasiums, fasste die Rolle des Schlosses so zusammen: „Eine coole Location – was man nicht von jedem Klassenzimmer sagen kann“. Der JHG-Direktor nannte mehrere Fächer - von Erdkunde, über Biologie und Physik bis Kunst - , die an dem Denkmal in der Schulnachbarschaft ein anregendes Umfeld finden.
An Anregungen mangelte es aber auch nicht der Ministerin. Sie lernte mehrere BNE-Module kennen, zu denen auch die das Schülerparlament der Marienschule zählte. Dass die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen technische Maßnahmen fokussieren, aber auch die politische Sphäre und die dort gebotenen Möglichkeiten der Mitwirkung umfassen, hob Feller selbst hervor, als sie als Laudatorin ans Rednerpult trat. Sie übergab den Preis für das beste Windrad aus dem Projekt „Kunst macht Wind“. Beim Publikums-Voting hatte eine „Mühle“ von Zanfira Krasniqi die Nase vorn. Die Schülerin der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule Gladbeck hatte sich von den Flügeln eines Storches inspirieren lassen und lieferte mit dem Hinweis auf „Bionik“ selbst den passenden Begriff für ihren Ansatz.
Dass mit „Kunst macht Wind“ technische Bildung und Kunst verquickt werden, stellte Sarina Werner, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Schloss Senden e.V., heraus. Rund 500 Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Region hatten sich beteiligt. „Die Strahlkraft reicht über das Münsterland hinaus“, sagte Werner.
Dr. Martina Fleßner, Geschäftsführerin des Schoss Senden e.V., kündigte an, dass im kommenden Jahr ein von mehreren Institutionen ins Leben gerufener Lehrer-/Lehrerinnen-Preis zur Förderung von Bildung für nachhaltige Entwicklung vergeben werden soll.
Die Landes-Schulministerin hatte sich aber nicht zum ersten Mal vom Schloss Senden anziehen lassen. Die Entwicklung des Denkmals verfolgt und begleitet die Juristin, die zuvor im Chefbüro der Bezirksregierung saß, schon länger. Der Wandel, den Schloss Senden durchlaufen hat, überraschte Feller. Sie erinnerte sich, dass sie im Zuge der Regionale 2016 noch mit anderen nach Szenarien gesucht hat, die Liegenschaft zu erhalten und zu nutzen. Klar sei schon damals gewesen: „Man braucht einen langen Atem und Menschen, die sich engagieren“, so die Ministerin im Gespräch mit unserer Redaktion. Dass sie jetzt einen so vielfältigen außerschulischen Lernort erleben kann, „das hatte ich damals nicht gedacht“.
Die Bedeutung solcher Anlaufpunkte für Schülerinnen und Schüler sei hoch. Neugierde wecken, Inhalte veranschaulichen und Ausprobieren von theoretischen Erkenntnissen – das sei wichtig, um insbesondere naturwissenschaftliche Inhalte näher zu bringen. Fellers Fazit: „Schloss Senden bietet viele Möglichkeiten, um zu forschen“.
von Dietrich Harhues