SENDEN. Die Kinder-Uni geht in ein neues Semester – an einem neuen Domizil. Ab der fünften Auflage der Bildungsreihe findet sie im Joseph-Haydn-Gymnasium statt. Die Vorträge mit Fragestunden „rücken näher an die Schüler“. Allerdings hat das nicht mit mangelnder Nachfrage oder gar einer Präferenz des Gymnasiums zu tun. Gründe der Praktikabilität sprechen dafür, den Termin, der immer freitags um 15.30 Uhr beginnt, in das Foyer des JHGs zu verlagern, hieß es im Pressegespräch.
Am 15. November geht es los. Erster Referent ist Prof. Dr. Harald Hiesinger, Leiter des Institutes für Planetologie an der Uni Münster. Er schwebt aber nicht in höheren Sphären, sondern beweist bei seinen Besuchen in Senden immer wieder Bodenhaftung. Der Geologe, der sowohl Nasa- als auch ESA-Astronauten ausbildet, spricht über die „Marsforschung auf Spitzbergen“. Was sich dahinter verbirgt und welche Erkenntnisse der Blick ins All für die Erde eröffnet, schildert die weltweit anerkannte Koryphäe gerne auch den jungen Forschern – auf anschauliche Art. Denn der Austausch ist beidseitig, Fragen im Anschluss an die „Vorlesung“ sind erwünscht. Zugleich gibt Hiesinger aber auch eine Visitenkarte seiner wissenschaftlichen Disziplin ab. Und diese Art „Werbung“ könnten Studiengänge, die bei Abiturienten weniger stark im Fokus stehen, durchaus gebrauchen, wie Heribert Woestmann schildert. Der ehemalige akademische Direktor, Vorstandsmitglied der Stiftung Internationales Centrum für Begabtenforschung an der Uni Münster, nutzt seine Kontakte in die Wissenschaft, um angesehene Forscher für die didaktische Herausforderung mit Kindern zu begeistern.
Wobei der Enthusiasmus dafür, Schülerinnen und Schüler für Inhalte zu interessieren, die nicht auf dem engen Schullernplan stehen, bei den Referenten immer schon vorhanden sei. Für Woestmann ist es eine Chance des Formates Kinder-Uni, spannenden Stoff zu bieten, der die Kinder bei ihren Interessen und Vorkenntnissen abholt – um dann in die Tiefe zu gehen. Dass die jungen Zuhörer gebannt am Ball bleiben, zeige, dass auch in Zeiten von TikTok und Co. die Aufmerksamkeit eine längere Zeitspanne aufrecht gehalten werden kann.
Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler ab der 3. und bis zur 6. Klasse. Etwa 70 bis 80 kommen jeweils, wenn die Kinder-Uni einlädt. Falls Mitglieder des Kollegiums lauschen, ist das auch willkommen. „Selbst für Lehrer gibt es noch neue Erkenntnisse“, sagt Ulrich Staarmann, stellvertretender Leiter des Joseph-Haydn-Gymnasiums. Das JHG freut sich, für Angehörige aller Grundschulen und weiterführenden Schulen ihre Räume bei der Kinder-Uni zur Verfügung zu stellen. Die unterschiedlichen Jahrgänge und Schulformen „sind immer gut gemischt“, lautet das bisherige Fazit von Gregor Leydag, ehemaliger Schulleiter in Dülmen und Mitorganisator der Reihe.
Die mit weiteren anspruchsvollen Themen aufwartet, die nachvollziehbar nähergebracht werden: Am 13. Dezember betrachtet der Kernphysiker Prof. Dr. Christian Klein-Bösing unter dem Titel „Vom Regenbogen zum heißesten Ort im Universum“ Naturschauspiele durch die wissenschaftliche Brille.
Von gleißenden Farben am Himmel zum dunklen Ozean: Um „Heiße Quellen am Meeresboden – Blühendes Leben in lichtloser Tiefe“ geht es am 14. Februar bei Prof. Dr. Harald Strauß vom Institut für Geologie und Paläontologie der Uni Münster.
Einer Frage, die nicht nur Kinder umtreiben könnte, widmet sich am 14. März Prof. Dr. Thomas Apolte vom Zentrum für interdisziplinäre Wirtschaftsforschung der Uni Münster: „Warum gibt es Armut? Wie auf der Welt gewirtschaftet wird“ – ein Thema, das sich dazu anbietet, auch im Unterricht weiterbehandelt zu werden, wie Woestmann betonte. Denn idealerweise werden die Vorlesungen der Kinder-Uni im gewissen Maße vor- und im Anschluss auch nachbereitet. Nicht nur in der Fragerunde, die sich im Foyer des JHG direkt anschließt.
Der Eintritt beträgt jeweils einen Euro, was durch das Engagement von Sponsoren möglich ist, wie es vor der Presse hieß. Ein „Studierendenausweis“ ist an der Information im Rathaus und im JHG erhältlich. Wer mindestens drei Vorlesungen besucht und sich diese abstempeln lässt, kann an einer Abschlussveranstaltung teilnehmen. Was die jungen Forscher erwartet, „ist noch eine Überraschung“, so Leydag.