-Dietrich Harhues-SENDEN. Den üppigen Chancen entsprechen enorme Risiken: Die heutigen Talente in den Klassenzimmern wissen oftmals nicht, wohin es gehen soll, wenn das Abi lang ersehnter Abschluss und jähe Zäsur bedeutet. Das Bildungsangebot sei riesengroß – und damit unübersichtlich, wissen Markus Frankenberg und Stephan Scheiter, die als Lehrer am Joseph-Haydn-Gymnasium den JHG-Schülern einen Kompass bei der Berufsorientierung an die Hand geben möchten. Einblicke in das echte Berufsleben helfen, damit die Schüler die richtigen Ziele in ihr Karriere-Navi eingeben können. Ein Brückenschlag zwischen „Bildungstempel“ und freier Wirtschaft wurde am Donnerstag verankert. JHG und die Fiducia GAD besiegelten eine Kooperation.
Sie ist Bestandteil des IHK-Projektes „Partnerschaft Schule-Betrieb“. Das läuft seit 2011 und hat bisher 496 Partnerschaften vermittelt. Die Zusammenarbeit zwischen dem Joseph-Haydn-Gymnasium und GAD Fiducia bezeichnete Inna Gabler, Ansprechpartnerin bei der IHK, als „besondere Partnerschaft“. Sie übertreffe das übliche Standardprogramm, was die Intensität des Austauschs angeht.
Und der geht der offiziellen Vertragsunterzeichnung bereits seit einiger Zeit voraus. Die Institutionalisierung markiere das „Ende eines längeren Weges“, erklärte Schulleiter Frank Wittig, der Vertreter von Unternehmen und Kammer in der Bibliothek begrüßte und den Einsatz einiger Kollegen für dieses Vorhaben würdigte. Wittig betonte, dass Schüler und Schule von der Kooperation „sehr viel profitieren“.
Die klassische Win-Win-Situation sieht auch Ulrich Wendeln, Leiter Personalentwicklung bei Fiducia GAD, der einen „Mehrwert für beide Seiten“ hervorhob. Während Schüler Eindrücke von Atmosphäre, Abläufen und Aufgaben in einem Unternehmen sowie konkretes technisches Know-how erhielten, schielt das IT Unternehmen aus Mecklenbeck darauf, als potenzieller Arbeitgeber im Hinterkopf der JHG-Absolventen zu bleiben. Denn: „Die heutigen jungen Leute sind die Zukunft für unser Unternehmen und für die Gesellschaft“, unterstrich Wendeln.
Der Einsatz, den die IT-Spezialisten für den Bankensektor für die JHG-Schüler zeigten, setzt wohl neue Standards: „Die Betreuung war sagenhaft“, resümierte Frankenberg.
Welche Puzzlesteine das bisherige Bild der Partnerschaft ergeben, nannte Michael Fels, stellvertretender Schulleiter, gegenüber den WN: Für Neuntklässler zählt Fiducia GAD zu den Standorten möglicher Betriebspraktika, in sogenannten Exzellenz-Praktika für Zehntklässler (die dafür vom regulären Unterricht freigestellt werden) sowie in Workshops in der Q 1 stehen anspruchsvolle Aufgabenstellungen an, womit Schüler nicht akademisch trockenschwimmen, sondern realistische Aufgaben aus dem Alltag eines Unternehmens bewältigen. Auch in der Begleitung von MINT-Kursen und bei Facharbeiten leisteten die Informatiker Schützenhilfe.
Wodurch nicht nur Schüler ihren Horizont erweiterten, sondern das JHG auch sein Profil für das volle MINT-Exzellenz-Zertifikat schärfte, wie Feld erläuterte.