-Siegmar Syffus-SENDEN. Urknall, Marsforschung, Nationalsozialismus und Geoinformatik: Wer glaubt, dass diese anspruchsvollen Themen für Acht- bis Zwölfjährige zu schwierig sind, der irrt sich gewaltig. Das beweist das soeben beendete Wintersemester der Kinder-Uni Senden. Denn: „An den vier Vorlesungen nahmen durchschnittlich 70 Kinder teil. Und es ist erstaunlich, wie viel Wissen die Jungstudierenden zu den Vorlesungen mitgebracht haben. Als Fragen gestellt wurden, hatten etwa 70 Prozent von ihnen den Finger oben“, zieht Gregor Leydag vom Netzwerk Senden eine positive Bilanz dieser nun zum zweiten Mal angebotenen Veranstaltungsreihe. „Die Nachfrage dürfte sich weiter steigern. Denn es haben sehr viele Dritt- und Viertklässler mitgemacht, die wohl auch im nächsten Semester wieder dabei sein werden“, schätzt Kulturamtsleiter Günter Melchers.
„Die Kinder-Uni ist keine Verlängerung von Schule, sondern eine gute Möglichkeit, Wissenswertes über ein interessantes und bekanntes Thema von Professoren in kindgerechter Form zu erfahren“, führte Leydag am Donnerstag bei einem Pressegespräch im Rathaus aus. Gleichwohl sei es wichtig, betonte Heribert Woestmann, „die Themen mit dem Unterricht zu verknüpfen, um nachhaltige Effekte zu erzielen, von denen die Kinder bis zum Abitur profitieren.“ Der ehemalige Akademiedirektor der Universität Münster hatte die Vorlesungen der Kinder-Uni ausgewählt und die entsprechenden Professoren gezielt angesprochen. Die Schulen seien aufgefordert, multimediale Möglichkeiten, wie Fernsehen und online-Angebote sowie außerschulische Bildungsangebote von Unternehmen weitaus stärker als bisher zu nutzen, forderte Woestmann.
Der Schulpark Senden und insbesondere das Joseph-Haydn-Gymnasium sei diesbezüglich bereits auf einem guten Weg, konstatierte Leydag: „Das JHG ist dabei, eine MINT-EC-Vollmitgliedschaft zu erwerben – eine Qualifikation, die nur etwa zehn Prozent aller Gymnasien erreichen.“ Ziel von MINT-EC ist es, Schüler für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern und sie darin zu fördern. „Wir wollen eine Verbindung zwischen Schule und Uni, die nur 20 Kilometer von Senden entfernt ist“, so Leydag weiter.
Bürgermeister Sebastian Täger nahm diesen Faden auf: „Die Kinder, die jetzt die Schule besuchen, werden in Zukunft in Berufen arbeiten, die es heute noch gar nicht gibt. Allein schon deshalb werden Vernetzung und interdisziplinäre Zusammenarbeit immer wichtiger.“ Vor diesem Hintergrund öffne die Kinder-Uni den Jungstudierenden den Horizont über den Unterricht hinaus und schlage einen Funken für wissenschaftliche Wissbegier, waren sich die Teilnehmer des Pressegesprächs einig.
Die Auftaktvorlesung für das Wintersemester 2019/2020 ist für den 22. November (Freitag) vorgesehen. Die vier Vorlesungen werden wieder vom Netzwerk Senden mit Hilfe von Sponsoren finanziert und vom Internationalen Centrum für Begabungsforschung (icbf) sowie von der Gemeinde unterstützt.