-Von Siegmar Syffus- Senden - Es gibt Weisheiten aus der „analogen Vergangenheit“, die vermutlich auch in der „digitalen Zukunft“ ihre Berechtigung behalten werden. Eine dieser Erkenntnisse lautet: „Eile mit Weile“. Dies trifft zumindest für die Umsetzung des Medienentwicklungsplanes der Gemeinde Senden zu: „Man muss alle mitnehmen“, nennt Bürgermeister Sebastian Täger die Direktive. Dabei fällt sein Blick auf die spezifischen Anforderungen und Lehrpläne der jeweiligen Schulen sowie die zusätzlichen Herausforderungen für das Lehrpersonal und mögliche finanzielle Belastungen der Eltern für die individuelle technische Ausstattung der Schüler. Kurzum: Digitalisierung und Pädagogik müssen nach Auffassung des Schulträgers Hand in Hand gehen.
Über 1,6 Millionen Euro stehen für die Umsetzung des Medienentwicklungsplanes in den Jahren 2020 bis 2024 zur Verfügung. Die interne Verkabelung für die WLAN-Nutzung an den drei weiterführenden Schulen stehe unmittelbar vor dem Abschluss. Alle vier Grundschule sollen in diesem beziehungsweise 2021 auf Stand gebracht werden, gibt Fabian Lückener, der das Projekt für die Gemeinde begleitet, einen Zwischenstand. Auch ein beziehungsweise mehrere Klassensätze mit Tablets sowie Projektionstechnik in einzelnen Klassen und Fachräumen seien bereits vorhanden. Je nach Schule allerdings in unterschiedlichem Umfang.
„Im Laufe der Jahre wird – orientiert an den pädagogischen Anforderungen – politisch zu entscheiden sein, in welchem Umfang welche technische Ausstattung an den jeweiligen Schulen eingesetzt wird“, erläutert Fachbereichsleiter Klaus Gilleßen. So sei zum Beispiel noch offen, ob eine 1:1 Ausstattung der Schüler tatsächlich notwendig sein wird. Hier gehe es darum, die Frage der Finanzierung und die damit verbundene zumutbare Belastung der Eltern zu klären. „Die Diskussion, welche Geräte in welchem Umfang angeschafft werden, ist nicht technisch, sondern muss pädagogisch zu führen sein“, betont auch Täger. Angesichts des rasanten technischen Wandels müsse bei der Wahl der Hardware über möglichst langfristige Lösungen nachgedacht werden. „Es kann nicht sein“, so der Bürgermeister, „dass wir Elektronikschrott produzieren.“
In Bezug auf die praktische Umsetzung der Digitalisierung beziehungsweise des Medienkonzeptes heißt es für die Lehrer aller sieben Schulen in der Gemeinde „Learning by Doing“, sagt Bianca Gouterney. „Das Kollegium tauscht sich aus. Wir haben einige, die schon weit sind, andere verhalten sich eher kritisch abwartend“, berichtet die stellvertretende Leiterin des Joseph-Haydn-Gymnasiums. Jetzt seien Fortbildungen für die Lehrer gefordert. Denn für den sogenannte First-Level-Support, also die Lösung diverser kleinerer Probleme, seien die IT-Beauftragten der jeweiligen Schulen verantwortlich. Vorteilhaft dürfte sich nach Gouterneys Einschätzung künftig der Informationsaustausch im Schulpark Senden erweisen. Um diesen Synergieeffekt tatsächlich nutzen zu können, müssten die aktuell drei nebeneinander laufenden IT-Systeme allerdings zu einem einheitlichen zusammengeführt werden.
„Viele Fragen sind noch offen. Es macht also keinen Sinn, Geräte zu bestellen, bevor die pädagogischen Konzepte der Schulen stehen und die Lehrerfortbildung gelaufen ist“, resümiert die stellvertretende JHG-Leiterin. Von daher spricht auch sie sich für eine Entwicklung nach „Eile mit Weile“ aus: „Der Zug der Digitalisierung läuft etwas langsamer. Auch die Eltern blicken kritisch auf die Entwicklung“, sagt Gouterney.
Von Siegmar Syffus