SENDEN. Bereits zum zehnten Mal fand am Joseph-Haydn-Gymnasium der „Welttag der Philosophie“ statt – dieses Jahr unter Corona-Bedingungen. Jugendliche der Jahrgangsstufen Q 1 und Q 2 diskutierten intensiv über die Auswirkungen der Pandemie sowie über die damit verbundenen ethischen Entscheidungen.
„Welche Herausforderung ist Corona für die Demokratie?“ Unter diesem Motto stand jetzt der „Welttag der Philosophie 2020“ am Gymnasium in Senden. Der von der UNESCO festgesetzte Aktionstag soll, wie jedes Jahr, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Philosophie und philosophische Fragen lenken, so die Pressemitteilung der Schule.
Wenn Mediziner auswählen müssen, wen sie retten
Insgesamt 33 Schülerinnen und Schüler nahmen daran Teil und machten sich über das große Ganze der aktuellen Corona-Pandemie Gedanken. Eine Auswirkung des Virus spürten sie dabei sofort: Der Aktionstag konnte dieses Jahr nur in verkürzter Form und mit Mund-Nasen-Masken stattfinden.
Im Zentrum des Tages stand der Vortrag von Professor Dr. Michael Quante von der Universität Münster. Der Philosoph erörterte die ethischen Fragen rund um das Coronavirus und seiner Auswirkungen auf das globale Leben. „Was ist die Triage und was passiert, wenn Mediziner plötzlich auswählen müssen, wen sie retten wollen?“ „Ältere oder Jüngere zuerst – wie kann ein Impfstoff gerecht verteilt werden?“
Mit solchen Dilemmata zeigte Quante differenziert auf, wie Entscheidungsträger gerade unter großen Unsicherheiten abwägen müssen und welche ethischen Aspekte dabei eine Rolle spielen. Eins wurde klar: Vieles, das mit Corona zu tun hat, ist schwieriger und weniger eindeutig, als es zunächst den Anschein hat; und Politiker, Wissenschaft und Ärzte betreten jeden Tag Neuland.
Das betrifft auch die Eingriffe in individuelle Freiheiten, die die Pandemiemaßnahmen mit sich bringen, welche Quante zusammen mit den Schülerinnen und Schülern zur Diskussion stellte. „Maskenpflicht, Impfpflicht – was ist gerechtfertigt und wo geht es zu weit?“ „Abwägungssache!“ Denn auf solche Fragen muss die Gesellschaft eine gemeinsame Antwort finden – auf Basis ethischer Überlegungen und auch mit Unterstützung der Philosophie.
Erkenntnisse offenlegen und darüber diskutieren
Zum Schluss warf Quante, der in Senden wohnt und den Tag der Philosophie am JHG alljährlich begleitet, einen kritischen Blick auf die Aufgaben der Wissenschaft, welche auch im Verlauf der Pandemie dazulernen musste. Sein Fazit: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse über aktuelle Ereignisse – mitsamt ihren Unsicherheiten – müssen offengelegt und von der Politik berücksichtigt werden. Nur so lasse sich eine Krise rational und demokratisch bewältigen, betonte der Lehrstuhlinhaber mit dem Schwerpunkt Praktische Philosophie.
Am Ende gingen die Schülerinnen und Schüler hoffnungsvoll heim, denn für 2021 plant das JHG, dass nach dem absehbaren Ende der Pandemie der Welttag wieder in vollem Umfang stattfinden kann: Mit Workshops, Podiumsdiskussion und für eine größere Schülerzahl.