SENDEN. Die vierte Welle ist da. Um sie zu brechen, setzen Land und Kreis auf unterschiedliche Mittel, um die Impfkampagne zu forcieren. Eines davon ist, dass das Impfmobil zielgerichtet Schulen ansteuert und dort die Möglichkeit bereithält, sich ohne viel Aufwand den schützenden Piks verpassen zu lassen. Zielgruppe sind alle über 16 Jahre. Am Freitag (27. August) macht der rote Lkw am Joseph-Haydn-Gymnasium Station. Darauf hat die Schulleitung die Eltern per Mail hingewiesen.
„Es ist ein Angebot – Punkt.“ Dies unterstreicht JHG-Direktor Frank Wittig auf Anfrage der WN-Lokalredaktion. Ein Angebot, so der Schulleiter weiter, „für diejenigen, die es annehmen wollen“. Druck im Sinne eines Gruppenzwangs auf Eltern oder Jugendliche, die sich mit der Entscheidung für das Impfen schwer tun, werde nicht aufgebaut, ergänzt Wittig, der damit Kritik des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, die in diese Richtung zielte, zurückweist. Der JHG-Schulleiter heißt es gut, dass dieser Service vom Kreis bereitgestellt wird, niemandem werde aber nahegelegt oder vorgeschrieben, diese Gelegenheit zu nutzen.
Zwiespältige Einschätzung der Elternpflegschaft
Etwas zwiespältiger bewertet Martin Heineke für die Schulpflegschaft des Sendener Gymnasiums den Impf-Vorstoß: „Einerseits finde ich es gut, wenn möglichst viele unkonventionelle Angebote gemacht werden, auf einfache Art und Weise eine Corona-Impfung zu erhalten, andererseits kann ein solcher sozialer Druck zweifelsfrei entstehen. Das hängt aber wesentlich mit gruppendynamischen Prozessen zusammen, die schwer steuerbar sind“, gibt Heineke zu bedenken.
Dass das Thema Impfen, zumal für Kinder, sensibel ist, zeigt sich bei Gesprächen unter Eltern oder Debatten in sozialen Netzwerken.
Kinderarzt sieht Bedarf für Beratungsgespräche
Mehr Klarheit für die Mütter und Väter sowie ihre Sprösslinge ergab sich, nachdem die Ständige Impfkommission am 16. August eine generelle Empfehlung ausgesprochen hat, Kinder ab zwölf zu impfen. Dr. Wolfgang Rehhahn, der als langjähriger Kinderarzt in Senden jetzt die Praxis Dr. Barbara von Thünen unterstützt, begrüßt diesen Schritt der Stiko: „Das schafft Orientierung.“ Inzwischen gebe es eine „wissenschaftliche Plausibilität, weshalb die Stiko zu dieser Empfehlung gekommen ist“, erklärt Rehhahn gegenüber unserer Zeitung. In der Praxis an der Eintrachtstraße wirkte sich die neue Haltung der Stiko aus: Seitdem sei mehr Nachfrage nach Impfungen für Kinder zu verzeichnen. Dem Aufklärungsgespräch komme besondere Bedeutung zu, wenn es darum geht, dass Kinder ein Vakzin verabreicht bekommen sollen. Rehhahn unterstreicht: „Es ist wichtig, dass Eltern ihre realen Bedenken äußern können, dazu sollen sie auch Gelegenheit haben.“
Schule ermittelt nicht die Impfquote unter ihren Schülern
Wie hoch die Impfquoten beispielsweise am Joseph-Haydn-Gymnasium seit Ende der Ferien ist, dazu liegen laut Auskunft der Schule keine Angaben vor: „Der Anteil der geimpften Schülerinnen und Schüler wird nicht ermittelt und ist nicht bekannt. Die meisten geimpften Schülerinnen und Schüler machen bei den Selbsttestungen in der Schule freiwillig mit, da man sich ja auch trotz des Impfschutzes anstecken kann und andere anstecken kann“, teilt das Gymnasium auf Anfrage mit.
von Dietrich Harhues