SENDEN. Die Partner, die einen Bund schließen, kennen sich. Deshalb kann Gregor Leydag auch von einer „Win-Win-Situation“ sprechen und Frank Wittig von einem „Mehrwert, den wir im Unterricht gar nicht abbilden können“. Leydag, Schulleiter im Ruhestand, traf bei Wittig, Schulleiter des Joseph-Haydn-Gymnasiums, und dessen Team auf offene Türen. Die Bereitschaft, eine Kooperation zu verstetigen und zu intensivieren, wie es im Vertragstext heißt, wurde am Mittwoch zwischen dem Schloss Senden e.V. und dem Sendener Gymnasium besiegelt.
Das Baudenkmal und seine Anlagen fungieren als „außerschulischer Lernort“. Und der biete „unzählige Möglichkeiten“ und eine Vielzahl von Perspektiven für die Kooperation, betonte Dr. Franz Waldmann, erster Vorstandsvorsitzender des Vereines Schloss Senden. Das generelle Ziel der Zusammenarbeit besteht in der „Ergänzung und Bereicherung des Unterrichts durch Projekte speziell im MINT-Bereich in Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung“, wie es in dem Kontrakt heißt.
Themen fächerübergreifend auf den Grund gehen
Wie sich dieser Anspruch mit Leben erfüllen lässt, dafür nennt die Vereinbarung bereits Beispiele. Die Themen reichen von Gewässeruntersuchungen/Mikroskopieren (eines der Pilotprojekte der Partnerschaft), über Windstromerzeugung oder Brennstoffzellen bis zur Kosmetik. Was schon offenbart, dass Aufgabenstellungen fächerübergreifend angegangen werden sollen. Die Schülerinnen und Schüler sollen von der Welt, die sich unmittelbar nach Verlassen ihres Mikrokosmos Schule am Schloss vorfinden, angespornt werden – zum forschend-entdeckenden Lernen. Dass der ehemalige Adelssitz auch über ein eigenes Labor verfügt, trägt zur Infrastruktur fürs wissenschaftliche Lernen bei.
Projekte auch für Kunst- oder Geschichtsunterricht
Darauf wies Dr. Martina Fleßner, Geschäftsführerin des Schloss Senden e.V., hin. Sie betonte, dass sich alle Projekte der Idee der Nachhaltigkeit verpflichtet sehen und nicht nur den engen Kreis der MINT-Fächer (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) umfassen.
Eben dies hatte Leydag, ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Schloss Senden e.V., fest im Blick als er am Konzept für den außerschulischen Lernort feilte. Als erste Ansprechpartnerin im Joseph-Haydn-Gymnasium dient zwar mit Eva Pöpping eine Mathe- und Physik-Lehrerin, aber auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fächern haben schon die Fühler in Richtung Schloss ausgestreckt oder kündigten das an. Vom Fach Geschichte bis zu Kunst – die Anknüpfungspunkte, die das Schloss für theoretische und praktische Wissensvermittlung bietet, seien vielfältig, waren sich die Unterzeichner einig.
Der Bogen, der am Schloss geschlagen werden kann, ist breit: Von Bodenuntersuchungen über das Pflanzen von Faser- und Färbepflanzen bis zur Modenschau im Schlossgemäuer. Der finale Catwalk in der Beletage – eine Vorstellung, die die Pädagogen mit Blick auf begeisterte Schülerinnen und Schüler beflügelte. Denn die hätten da „bestimmt Bock drauf“, so die Erwartung.